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Deutsche Fantasy made in USA

Wie man auch über den großen Teich für den deutschen Buchmarkt schreiben kann.

21.06.23 | Autoreninterviews

Kirsten Greco, in Iserlohn geboren und in Hagen aufgewachsen, packte schon recht früh das Schreib- und Reisefieber. Zwei Leidenschaften, die sich passend ergänzen, wie die Autorin selbst sagt.
Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie in den USA und schreibt von dort aus erfolgreich für den deutschen Buchmarkt.

Kirsten-Greco-Fantasy

Das Interview führten wir im März 2023 im Rahmen unseres YouTube-Formates „Duett bei Kerzenlicht“ in unserer Aldano Autoren Lounge.

Liebe Kirsten, wie hat es dich nach Amerika verschlagen?
Das war 1999 und wirklich ganz unspektakulär aufgrund eines Jobangebotes meines Mannes. Unsere Töchter waren noch sehr jung und wir haben überlegt, wie es wäre, sie aus ihrem Leben zu reißen. Die Älteste besuchte zu der Zeit gerade den Kindergarten. Dann dachten wir, wir probieren es und gucken, wie es den Mädchen gefällt. Wenn es klappt, dann bleiben wir. Und jetzt sind wir immer noch da.

Hast du denn zu dem Zeitpunkt schon geschrieben?
Nein, damit habe ich tatsächlich in Michigan angefangen. Ich hatte das zwar schon im Hinterkopf gehabt, habe gerne gelesen. Dann war plötzlich die Zeit für das Schreiben da. Und die habe ich genutzt.

War es für dich von Anfang an klar, dass du in das Genre Liebesroman einsteigst?Eigentlich schon. Wobei ich mich im Fantasy-Genre noch mehr zu Hause fühle, als in einem normalen Liebesroman. Das ist so das, was ich auch gerne lese.

Hast du dich vorab schlau gemacht über das Schreiben oder hast du einfach out of the blue angefangen? Du bist ja auch im Selfpublishing unterwegs.
Damals hatte ich das Selfpublishing noch nicht so im Kopf. Ich wollte mich wirklich ganz traditionell an die Verlagswelt wenden. Das habe ich auch getan und habe mein Manuskript geschrieben, habe es ausgedruckt und mit der Post nach Deutschland geschickt. An alle Großverlage, ohne Agentin, ohne alles. Natürlich hat es Absagen geregnet, wie das bei so vielen Debütautor:innen der Fall ist. Bis ich dann geschnallt habe, ich brauche vielleicht eine Agentur, hatte ich es allen Verlangen angeboten, die man so kannte.
Eine Agentur hatte dann tatsächlich Interesse gezeigt, eine tolle Agentur. Die haben sich kaputtgelacht, weil das Buch verbrannt war. Dadurch, dass ich es überall schon angeboten hatte, war es quasi damit vorbei. Ich war schon ein bisschen traurig, denn ich hatte mir diese ganze Welt ausgedacht. Das ist tatsächlich das Buch, das jetzt in ein paar Wochen neu rauskommen wird, nämlich der dritte Teil meiner aktuellen Trilogie. Ich wollte diese Geschichte nicht ganz aufgeben und habe mir in das Setting andere Protagonisten und einen anderen Zeitraum ausgedacht. Ich ließ es in der Familie und habe mir gedacht, ich nehme die Mutter. Dann bin ich noch die Generation zurückgegangen zu der Großmutter, was zeitmäßig in die Nachkriegszeit gefallen wäre, etwa 1947. Das fand ich dann auf einmal superinteressant, weil man diese graue Welt einer bunten Fantasy Welt gegenüberstellen kann.
Ich habe dieses Buch geschrieben, mich dann aber vorerst gegen eine Agentur entschieden, weil ich dachte, ich versuche es mit kleinen Verlagen. Dort wurde es dann auch gleich angenommen. Die Rechte sind inzwischen wieder bei mir und ich habe den Text in einer neuen Bearbeitung Anfang letzten Jahres herausgegeben. Dann brachte ich den zweiten Teil auch noch zu Ende. Dieser wurde Ende des Jahres veröffentlicht und jetzt kommt endlich der dritte Teil, der im Grunde so vor so vielen Jahren entstanden ist.

Wie kommst du denn zu deinen Ideen? Wo findest du die?
Das ist auch ganz unspektakulär. Die sind irgendwie einfach da. Ich gehe spazieren und sehe irgendwas. Dann kommt mir eine Idee. Als nächstes kommen die Protagonisten, die mir dazu einfallen und so kommt eins zum anderen. Anschließend fange ich an zu plotten. Das ist wie ein Funke. Und dann geht es los.

Du plottest?
Inzwischen ja. Das erste Buch habe ich nicht geplottet. Das hat auch ewig und drei Zeiten gedauert. Doch für mich geht das mittlerweile nicht ohne.

Was macht dir am Plotten am meisten Spaß?
Gute Frage. Ich glaube, für mich ist es das von A nach B nach C springen.

Spannend, dass jemand in den Staaten lebt, deutsche Bücher schreibt und sie dann hier verkauft. Gibt es Übersetzungen oder ist da was angedacht?
Ich habe tatsächlich eine meiner Weihnachtsnovellen übersetzt und mache das persönlich nie wieder. Ich fand das ganz schrecklich. Zwar fühle ich mich als ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin wohl in der englischen Sprache. Aber schreiben geht für mich wirklich nur in meiner Muttersprache. Ich finde, man trifft den Ton nicht so sehr in einer anderen Sprache.

Liest du auch Englisch?
Sowohl als auch, deutsche und englische Bücher.

Liest du dann hauptsächlich dein Genre oder auch andere?
Eigentlich mehr mein Genre. Manchmal ist es schön, wenn englische Bücher schon vorab hier in den Staaten erscheinen.

Wie unterscheidet sich denn der amerikanische vom deutschen Buchmarkt?
Schwer zu sagen, Das New-Adult zum Beispiel ist hier groß geworden und dann nach Deutschland geschwappt. Ich finde, da gibt es gar nicht so gravierende Unterschiede.

Lebst du denn inkognito oder weiß dein Umfeld von deinem Beruf?
Mein Umfeld weiß das schon. Die sind auch ganz enttäuscht, dass es meine Bücher nicht auf Englisch gibt.

Was kannst du unseren Lesern sagen zum Thema MUT ZUM SCHREIBEN?
Einfach dranbleiben. Ich glaube, das ist das aller Allerwichtigste. Es ist nicht einfach. Der Buchmarkt ist eine ganz eigene Sache. Man muss einfach einen ganz langen Atem haben und sich nicht desillusionieren lassen. Und wenn man wirklich eine Idee hat, weitermachen.

Machst du dein Online-Marketing selbst?
Das ist nicht mein Ding. (lacht) Aber ich mache Marketing und so langsam fängt es an, Spaß zu machen. Ich habe eine ganz tolle Bloggercrew und die Zusammenarbeit ist einfach fantastisch. So langsam kapiere ich auch, wie Instagram läuft. Was mich ärgert: es geht so viel Zeit drauf, wenn du nicht eine richtig bekannte, deutsche Autorin bist, für die der Verlag was für dein Marketing tut. Doch selbst als Verlagsautorin musst du heutzutage selbst was tun.

Es ist sicher schwierig, weil du so weit weg bist. Deutsche Autor:innen machen vor Ort Werbung und haben die Fan-Anbindung durch Lesungen. Nutzt du das, wenn du in Deutschland bist?
Meistens ist die Zeit zu knapp. Aber das habe ich auch schon gemacht. Ich habe im Literaturhotel in Iserlohn gelesen und auch in Buchhandlungen in der Nähe meiner Eltern. Ich war jetzt fünf Jahre nicht in Deutschland. Und da die Zeit so knapp ist, geht halt Familie vor. Online lese ich oft auf Instagram, auf Facebook hin und wieder. Auf Twitch TV ist auch dann ab und zu mal was.

Früher gab es Autogrammkarten. Nutzt du die als Autorin auch?
Es gibt Charakterkarten zu meinen Büchern. Dort schreibe ich was drauf. Die kommen dann in die Bücher hinein. Doch das Verschicken ist von hier aus nicht so einfach. Ich gebe das dann geballt an meine Schwester oder meine Cousine, denn der Versand aus den Staaten ist extrem teuer. Deswegen ist es für mich eher schwer, signierte Bücher zu verschicken.

 

Liebe Kirsten, wir haben schon gehört, dass du plottest, und du machst dir sicher den ein oder anderen Plot-Twist in deine Geschichten. Dafür haben wir unter anderem unsere Kids-Cards, mit denen wir sehr gerne arbeiten.
Da würden wir ein paar Karten ziehen und du kannst aus der Hüfte raus sagen, was dir zu diesem Begriff einfällt.

Zum Ersten haben wir da den Dachschaden.

(lacht) Was mir jetzt dazu einfällt, das sage ich lieber nicht.
Wir haben zwar hier keine Hurrikans, aber Tornados. Wenn man Pech hat, bekommt man davon auch einen Dachschaden.

PlotShots KIDS CARDS von Alessa May

Eis.

Das deutsche Eis vermisse ich. Eine Eisdiele oder sowas gibt’s hier nicht. Hier gibt es Softeis. Eisessen steht auf dem Programm, wenn ich in Deutschland bin.

PlotShots KIDS CARDS von Alessa May

Dann haben wir die Krone.

Da fallen mir Märchen-Adaptionen ein, die im Moment so schwer angesagt sind.

PlotShots KIDS CARDS von Alessa May

Der Arzt.

(winkt ab) Ich hasse Ärzte. (lacht) In meinen Büchern gibt es keinen Arzt. Das hat sich auch noch nie so ergeben.

PlotShots KIDS CARDS von Alessa May

Zum Schluss haben wir noch den Kinderwagen.

Da haben wir erst jetzt kürzlich einen gekauft, denn ich bin gerade zum vierten Mal Oma geworden. Drei meiner Enkel leben in Florida, zwei Jungs ein Mädchen. Meine jüngste Tochter hat jetzt ein Mädchen, und die wohnt hier in meiner Nähe.

PlotShots KIDS CARDS von Alessa May

Liebe Kirsten, vielen lieben Dank für deinen Einblick in deine Arbeit. Wir danken wir dir recht herzlich für das tolle Interview und wünschen dir über den großen Teich ganz viel Erfolg für den dritten Teil deiner Silvanubis-Reihe, der in 2023 noch erscheint.

Weitere Links und Informationen

Homepage von Kirsten Greco

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